Am Kap der Guten Hoffnung
Die Weinrunde in Südafrika
Freitag, 23.10.98 bis Montag 02.11.98
Südafrika hat sich in den letzten Jahren zu einer modernen Weinnation entwickelt. Die Sanktionen gegen die Apartheid in den 80er Jahren hatten das Land wirtschaftlich in die Isolation gedrängt. Erst die Freilassung Nelson Mandelas im Jahre 1990 und die damit einhergehenden politischen Veränderungen ermöglichten einen Wandel auch in der Weinwirtschaft.
Diese ist in Südafrika stark genossenschaftlich organisiert. Ein Großteil der über 5000 Winzer liefert ihre Erträge an 70 Genossenschaften. Obwohl das Land bei der Anbaufläche nur an zwanzigster Stelle steht, ist es der siebtgrößte Weinproduzent der Welt.
Die meistangebaute Rotweintraube ist der Cinsaut. In den 20er Jahren wurde er mit Pinot noir gekreuzt, und es entstand der Pinotage, eine Traube, die sich sowohl für frische Primeurs eignet wie auch charaktervolle, aromatische Rotweine hervorbringen kann. Ebenso werden Cabernet Sauvignon, Cabernet franc, Merlot und Pinot noir sowie Shiraz angebaut. Die beherrschende Weißweintraube ist der „Steen“, wie der Chenin blanc in Südafrika genannt wird, weiters findet sich Sémillon, Riesling sowie die international beliebten Sorten Chardonnay und Sauvignon blanc.
Ausgestattet mit den nötigen Informationen über unser Reiseziel flogen wir am 23. Oktober von München über London nach Kapstadt.
Da einige von uns passionierte Golfer sind und auch diesem Hobby frönen wollten, mussten wir uns mit der nötigen Ausrüstung eindecken. Also rein ins Mietauto und ab zur „Bell`s Company“.
Dann fuhren wir nach Hermanus, einem kleinen Städtchen östlich von Kapstadt. Dort quartierten wir uns im gleichnamigen Hotel ein.
Nach dem obligatorischen „whalewatching“ und dem Abendessen entspannten wir uns im „Drop Shot“, der wohl coolsten Kneipe zwischen Südpol und Reykjavik. Hier trinkt man die besten und günstigsten „Cubalan“ (Cubalibre) des ganzen Universums…
Tags darauf besuchten wir die Kellerei von Tim Hamilton-Russell, dem wohl führenden Winzer an der Walker Bay. Er produziert guten Sauvignon und ausgezeichneten Chardonnay, der allerdings relativ teuer, großteils für den Export bestimmt und leider meistens ausverkauft ist. Auch der Blauburgunder war ansprechend.
Anschließend besichtigten wir Bouchard-Finlayson, einen Joint-venture-Betrieb zwischen Paul Bouchard (Burgund) und Peter Finlayson, dem ehemaligen Kellermeister von Hamilton-Russell. Hervorzuheben sind hier die beachtlichen Rotweine und das gute Preis-Leistungsverhältnis.bDen Nachmittag genossen wir mit Golf-Spielen am 18-Loch-Cours.
Der nächste Tag brachte uns nach Franschhoek, wo wir im Weingut Clos Cabriere zu Mittag aßen. Erwähnenswert die vorzügliche crème brulé, etwas bescheidener waren die Weine. Allerdings liegt hier der Schwerpunkt auch in der Champagnerproduktion.
L’Omarins war unsere nächste Station: Das Gut produziert einen sehr guten Shiraz, die restlichen verkosteten Rotweine waren durchschnittlich.
Von dort aus fuhren wir nach Stellenbosch. Rund um Stellenbosch finden sich Weingüter mit wohlbekannten Namen wie Meerlust, Rust-en-Vrede, Vriesenhof, Blauuwklippen.
Unser Besuch galt dem Weinkeller Thelema – ein önologischer Höhepunkt! Bestechend war der Sauvignon, wohl der beste, den wir in Südafrika getrunken haben. Aber auch der Chardonnay und die Cabernet Sauvignon – Auktionsabfüllung waren vorzüglich.
Am nächsten Tag spielten wir am Golfplatz von Sumerset West gemeinsam mit Josh, dem Top-Verkäufer von Bell`s Company (Handycap 2).
Da unser hauptsächliches Interesse ja dem Wein galt, stand am Nachmittag die Kellerei Cordoba auf dem Plan. Deren Weine zeichnet ein gutes Preis/Leistungverhältnis aus.
Das Abendessen genossen wir im Restaurant „Route 44“ mit seiner umfassenden Weinkarte (viele alte Jahrgänge!). Wir tranken den Auktionswein von Warwick , einen Cabernet Franc ’82: ein Wein der Spitzenklasse!
Am folgenden Tag war volles Programm angesagt: Zuerst besuchten wir die Weinmesse in Stellenbosch.
Die besten Weine tranken wir am Stand der Kellerei Laibach mit dem deutschen Önologen Stefan Dorst. Besonders der erstklassige Pinotage fiel auf.
Am Nachmittag fuhren wir zu Rustenberg. Die Anlage ist wunderschön – die Weine ließen etwas zu wünschen übrig; dann zu Kanonkop (ausgezeichnete Rotweine mit großem Alterungspotential); Warwick (fiel durch das gute Preis/Leistungsverhältnis auf) und Lievland (die verkostete Trockenbeerenauslese war ausgezeichnet!).
Zuletzt gings noch zu Glen Carlou. Dort ließen wir uns vom Mitbesitzer, einem Schweizer, mit seinen ausgezeichneten Weißweinen und guten Roten und vor allem mit vorzüglichem Schafskäse verwöhnen.
Nach soviel Wein fuhren wir nach Paarl, wo wir uns bei einem guten Abendessen im „Wagone Wheel“ von den „Strapazen“ des Tages erholten. Empfehlenswert sind das Kingsize Kudu-Steak oder das Straußsteak.
Am vorletzten Tag machten wir eine kleine Kaprunde und besuchten auch die Kellerei Buitenverwachting. Die Anlage dort ist sehr gepflegt, ebenfalls das Restaurant.
Dann ging‘s nach Kapstadt, wo wir im ehemaligen Gefängnis nächtigten. Das Abendessen im „La Colombe“ kompensierte die kühle Gefängnisatmosphäre.
Den letzten Tag nutzten wir für einen Einkaufbummel in Kapstadt und deckten uns mit Wein und Souvenirs ein. Unsere Empfehlung: Den Wein immer beim Produzenten kaufen. In Kapstadt findet man meist nicht mehr, was man sucht.
Um 21.00 Uhr traten wir den Rückflug über London nach München an.