Von Charakterköpfen und Charakterweinen
Die Weinrunde im Roussillon
Tagebucheintrag vom 25.4.2013
Die Côtes du Roussillon liegt von uns aus nicht gerade ums Eck, um sich in einem gemütlichen Ausflug als Ziel ansteuern zu lassen. Das sollte uns aber nicht abhalten, die Tour de Force auf uns zu nehmen und in 12 Stunden von Bruneck bis knapp an die Spanische Grenze, zu den Ausläufern der Pyrenäen, zu brettern. Das Ganze in einem Kleinbus, der sich wunderbar eignet, eine Kinderfussballmannschaft ins benachbarte Dorf zum Spiel zu karren, als Gefährt für lange Strecken aber durchaus seine Grenzen hat, vor allem in punkto Komfort. Trotzdem: wir haben es geschafft und wie immer, sehr interessante Eindrücke (und nicht zuletzt auch Weine!) mitgebracht. Aber schön der Reihe nach.
Start um 3.30 Uhr in Bruneck, um am Nachmittag in Calce, unserem ersten Ziel der 4tägigen Reise in die Côtes du Roussillon, mit dem deutschen Weinmacher Thomas Teibert von der Domaine de l’Horizon zusammenzutreffen. Das 200-Seelen-Dörfchen wirkt herausgeputzt, alles scheint hier seine Ordnung zu haben. Vom Dorfplatz aus starten wir in einen der Weinberge Teiberts, von dem aus man Richtung Küste sieht und bei gutem Wetter sogar bis nach Mallorca. Der Blick bleibt uns heute verwehrt, da vom Meer her dicke Wolken ziehen. Auch nicht weiter schlimm, nur etwas schade, da die Gegend normalerweise an die 350 Sonnentage im Jahr zu verzeichnen hat. Die sommerliche Hitze im kargen Weinberg kann man nur erahnen. Wo jetzt rundum alles grün ist, trifft das Auge im Sommer auf braune Felder und Hügel und eine Hitze, die die Böden bis zu 50 Grad aufheizt. Für die Weinbauern allerdings ist sie eine Herausforderung, da die Reben unter der Dürre leiden. Ohne ihre tiefen Wurzeln hätten sie in diesem Klima keine Überlebenschance. Dies führt aber andererseits zu einer erhöhten Mineralität in den Weinen.
Auf seinen 14 ha Fläche hat Teibert fast nur alte Reben von Grenache Gris und Blanc, Macabeau sowie den roten Sorten Grenache Noir und Carignan, die teilweise bis zu 100 Jahre alt sind, ausschließlich im Gobelet-System gehalten, was den Vorteil hat, dass der Altholzanteil für schwächere Jahre entsprechend hoch ist. Teibert vermutet, dass hier in Calce der Anteil an sehr alten Reben weltweit am höchsten sein dürfte. Die Bearbeitung der Böden erfordert viel Handarbeit, mit Maschinen kann hier nur begrenzt gearbeitet werden. So sind die bis zu 30.000 Flaschen, die er im Jahr produziert, auch das Ergebnis körperlichen Einsatzes, den er gemeinsam mit einigen Helfern leistet. Die Arbeit erfolgt nach biodynamischen Grundsätzen, selbstredend, dass für die Vergärung nur natürliche Hefen verwendet werden.
Teibert ist überzeugt, dass die Nachfrage nach Roussillon-Weinen noch weiter steigen wird, da sie bestens das Terroir, die Eigenständigkeit der Gegend und der Weinbauern widerspiegeln.
Für die anschließende Verkostung fahren wir wieder zurück nach Calce, in den kleinen Keller Teiberts. Während er die Weine einschenkt, erklärt er uns, dass er Südtirol durch seine Arbeit als Betriebsleiter und Önologe des Weingutes Manincor von 1999 bis 2004 sehr gut kenne. Die bekannten Weine von Manincor tragen auch seine Handschrift. 2005 habe es ihn schließlich hierher verschlagen, in den französischen Teil der Côtes Catalanes. Wir fragen nach, wie er es denn mit dem Einsatz von Holz halte. Er schwöre auf Holzfässer des kleinen Österreichischen Produzenten Franz Stockinger, für den er auch die Vertretung in Frankreich innehat. Sie seien in der Qualität unübertroffen (dies werden uns später auch andere Weinbauern der Gegend bestätigen, die ebenfalls Fässer dieses Fassbinders benutzen, wie z. B. Gauby oder Le Soula). Die Rotweine werden mit Stiel und Stängel vinifiziert, um dem Wein mehr Finesse und nicht zu viel an Farbe zu geben. Wir sind schon gespannt.
Wir probieren den weißen Le Patriot 2011, eine Hommage an den Moselriesling, der durch seine Salzigkeit und schöne mineralische Note sowie ausgeprägte Zitrusaromen anspricht, weiters den Domaine de l’Horizon Blanc 2011, der ebenfalls durch eine klare, ausgeprägte Mineralität und bemerkenswerte Länge am Gaumen besticht. Der Rote L’Esprit de l’Horizon 2011 (50 % Syrah, 50 % Carignan) zeichnet sich durch frische Weichselfrucht und schöne Saftigkeit am Gaumen aus. Der Domaine de l’Horizon 2008 wird zu 2/3 aus Carignan und zu 1/3 aus Grenache von 60-100jährigen Reben gekeltert. Er präsentiert sich zu Beginn etwas reduktiv in der Nase, öffnet sich dann zunehmend und gibt eine Vielschichtigkeit frei nach Beeren, rotem Pfeffer und einer würzigen Note im Abgang, lang und harmonisch! Der Domaine de l’Horizon 2011 ist zu Beginn sehr verschlossen, langsam kommen Preiselbeernoten und eine für die Gegend typische Würze nach Garrigue zur Geltung.
Nach diesem perfekten Auftakt fahren wir in unser Quartier nach Fitou, wo wir im „Le toit Vert“, einer netten Pension mit den überaus freundlichen Besitzern Joanna und Christian zum Abendessen erwartet werden. Sophie, die Tochter, hat für uns ein mehrgängiges Menu organisiert, das ihr Vater Christian mit viel Hingabe zubereitet. Dazu trinken wir die Weine von der Domaine de la Rochelierre. Der Winzer Jean-Marie Fabre und seine Frau sowie die Kinder sind ebenfalls anwesend. Es wird allerhand Köstliches aufgetischt: Hasentarte, Artischockenherzen auf Pilzsauce, Wolfsbarsch mit Fenchel und ein köstliches Dessert mit Eis und süßem Wein.
Seit 1997 führt Jean-Marie mit seiner Familie das Weingut von ca. 15 ha, auch er arbeitet konsequent biodynamisch. Die Jahresproduktion liegt bei 38.000 Flaschen.
Kurze Verkostungsnotizen: Weißwein Camille 2011 (benannt nach der älteren Tochter): trinkiger, unprätentiöser Essensbegleiter. Cuvee Privilège 2011 (rot): schöne Frucht in der Nase, auch im Mund frischfruchtig, sehr ansprechender Wein. Noblesse du Temps 2011: leicht marmeladig-balsamische Note, konzentriert, schön ausgeglichen. Carrement intense! 2012(gespriteter Süßwein), sehr mineralische Note, fast schon opulente Süße am Gaumen.
Tagebucheintrag vom 26.4.2013
Das wunderbare Frühstück bei Johanna stärkt uns für einen anstrengenden Tag. Nicht unerwähnt bleiben sollen die selbstgemachten Marmeladen sowie das selbst getöpferte Geschirr, aus dem wir Kaffee und Tee genießen. Individualismus wird bei der Familie groß geschrieben. Joanna, eine schottischstämmige Kunstlehrerin und Christian, ein ehemaliger Surfer, sorgen für unser Wohlbefinden.
Unser erstes Ziel ist die Domaine Gauby in der Nähe von Calce. Eine etwas unwegsame, enge Straße für zum Weingut, das zwischen sanften Hügeln eingebettet liegt. Empfangen werden wir von zwei riesigen Hunden, gefolgt vom Patron Geràrd Gauby. Der stämmige, untersetzte Mann, ein ehemaliger Rugby-Profi, wie er uns erzählt, wirkt bodenständig und erdverbunden. Wir erfahren, dass der Boden, auf dem die Reben stehen, geologisch interessant ist, da es sich um vertikal aufgeschichtetes Gestein aus Granit und Kalk handelt, das den Weinen eine große Mineralität verleiht. Die Wurzeln der Reben, die zum Teil 140 Jahre alt sind, gehen bis zu 80 m in die Tiefe. Seit 1985 wird hier organischer Weinbau betrieben. Der Anbau von Hülsenfrüchten und Getreide zwischen den Reben soll einerseits Nährstoffe liefern, andererseits die Reben vor zu viel Hitze schützen. Jedes Jahr pflanzt Gauby an die 500 Bäume auf seinen insgesamt 40 ha, die er mit seinem Sohn bearbeitet: für die Bienen Mandelbäumen, gegen den Wind Zypressen.
Lionel, der Sohn von Geràrd, steigt mit uns in den Weinkeller, und während er erzählt, merkt man ihm die Liebe zur Natur und die Passion für den Wein an. Um die 100.000 Flaschen werden produziert, die Pressung wird noch mit den Füßen vorgenommen, um die Extraktion der Inhaltsstoffe möglichst schonend vorzunehmen, vergoren wird zum Teil nach der mazeration carbonique.
Die Weine, die wir verkosten dürfen, sind allesamt frisch in den Gerbstoffen, hoch in der Säure, dominiert von ausgeprägter Mineralität. Besonders hervorzuheben sind der Vielles Vignes 2011 aus Grenache blanc und grenache gris, ein sehr mineralischer, saftig-salziger Wein mit einer wunderbaren Zitrus-Note, sehr lang!
Vom großen, aber auch teuren Muntada dürfen wir verschiedene Jahrgänge probieren, u. a. den 97er: in der Nase Stachelbeere, Brombeere, Lakritze, im Mund wunderbare Tanninstruktur und große Eleganz. Auf den 2008er sei er besonders stolz, sagt Lionel, es sei sein erster wirklich großer Wein. Der Jahrgang 2003 war der erste, der mit den ganzen Trauben gekeltert wurde: der Wein gefällt uns sehr: süßer Tabak, Leder, Gewürznelken, im Mund dunkle Schokolade – toller Wein!
Gerne hätten wir uns noch weiter mit dem jungen, ambitionierten Biowinzer unterhalten, allein die Zeit drängt, wir müssen weiter.
Die Domaine Le Soula, geführt von Gerald Standley, gibt es seit 2001. Am Weingut sind mehrere Eigner beteiligt, so auch Geràrd Gauby. Auch hier wird auf den 23 ha Fläche ohne Einsatz von Chemikalien gearbeitet, ebenso erfolgt die Verarbeitung der Trauben schonend, also keine Pressung und kein Umpumpen. Im Weinberg werden natürliche Mittel eingesetzt wie Brennesselsud oder Laktofermentatoren aus verschiedenen Kräutern. Die Jahresproduktion beläuft sich auf 60.000 Flaschen. Standley ist ein Verfechter von trinkigen, saftigen Weinen, weshalb er z. B. vom einfachen Trigone (Syrah, Carignan) keinen Jahrgangswein macht, sondern einen Verschnitt aus verschiedenen Jahrgängen.
Besonders interessant sind der rote Le Soula 2007 aus Carignan, Syrah ,Grenache und einem kleinen Anteil an Cabernet Sauvignon ( pfeffrig-würzige Noten) sowie der weiße Le Soula 2007 ausSauvignon, Grenache Blanc, Marsanne, Roussanne, Macabeu, Grenache Gris, Malvoisie (schönes Bukett von Zitrus, Holunder, Bisquit, im Mund knackige Säure und schöne Frische).
Auf dem Weg zurück nach Fitou machen wir einen Abstecher nach Vingrau zu Domaine de L’Edre. Es handelt sich um ein kleines Weingut, geführt von Jacques Castany und Pascal Dieunidou. Die Jahresproduktion beläuft sich auf 24.000 Flaschen, mit der Weinproduktion wurde im Jahre 2002 begonnen. Die Kellerei gleicht mehr einer Garage, was den Ambitionen der beiden allerdings keinen Abbruch tut. Die Fermentierung der Roten erfolgt im offenen Barrique, auch hier wird auf Spontanvergärung mit natürlichen Hefen gesetzt. Die Weine, die wir verkosten, weisen eine bemerkenswerte Fülle auf, die beinahe üppig wirkt. Hervorzuheben sind die beiden Roten L’Edre 2011 (Nougatnoten, im Mund dunkle Schokolade) und L’Edre 2008 (Cassis, unterlegt von vegetalen Noten, dicht und von beinahe opulenter Fülle).
Tagebucheintrag vom 27.4.13
Sophie von „le toit Vert“ hat uns für heute ein Treffen mit den Besitzern von Les enfant sauvage arrangiert. Geführt wird das Weingut von den beiden überaus sympathischen „Auswanderern“ Nikolaus und Carolin Bantlin aus Reutlingen in Baden-Württemberg. Obwohl wir ziemlich früh dran sind (es ist gerade 9 Uhr morgens!), empfängt uns Nikolaus mit einem kräftigen Händedruck und einem freundlichen „Willkommen!“. Schnell wird klar, dass er eine besondere Affinität zu Südtirol hat, kennt und schätzt er unser Land doch von zahlreichen Kletter- und Eistouren. Der Werdegang des dynamischen Ehepaars auf dem Weg zu Winzern in Südfrankreich klingt abenteuerlich: Als sie aufs Geratewohl hierher nach Fitou gekommen sind, hatten sie keinerlei Erfahrung im Weinbau, verfügten über keine Kontakte in der Gegend. Allein der Traum, im Kontakt mit der Natur etwas zu machen, beflügelte sie. Er war im väterlichen Lederverarbeitungsbetrieb tätig, Carolin, eine gelernte Architektin, arbeitete dort mit. Eine glückliche Fügung brachte sie mit Joanna von le toit Vert zusammen, die ihnen Kontakte vermittelte und bei der Suche nach einem Haus behilflich war. Zum Haus gehörte auch Weinland, das allerdings einige Kilometer außerhalb des Ortes war. Trotz aller Widrigkeiten gewannen die beiden zunehmend Boden unter den Füßen, den sie jetzt mit viel Enthusiasmus und inzwischen gewonnener Sachkenntnis bearbeiten. Carolin hat 2003 eine Winzerausbildung gemacht, um das nötige Rüstzeug zu haben. Mit der Weinproduktion konnte dann im Jahr 2004 begonnen werden, ein Jahr darauf wurde der Keller gebaut.
In der Zwischenzeit ist es den beiden gelungen, ein gutes Netz an Kontakten zu den verschiedenen herausragenden Winzern der Gegend aufzubauen wie Gauby, Lübbe (Domaine Matassa), Olivier Pithon oder auch Fabre (Domaine de la Rochelierre), aus denen sich auch Freundschaften entwickelt haben. Besonders Geràrd ist den beiden ein großes Vorbild, auch weil sich die enge Beziehung zur Natur und zum Weinberg so konsequent in seinen Weinen widerspiegelt
Die Jahresproduktion des Weingutes, dessen Name eine Hommage an die beiden Söhne Falk und Juri ist, beläuft sich inzwischen auf 20.000 Flaschen. Wie uns Nikolaus erklärt, sollen die Weine nicht zu konzentriert ausfallen. Dies wird erreicht, indem die Trauben samt den Stielen gekeltert werden, zudem wird nur die Hälfte der Trauben abgepresst, bei der anderen Hälfte erfolgt eine mazeration carbonique. Auch die Bantlins verwenden seit 2010 Holzfässer von Stockinger, deren Qualität sehr geschätzt wird.
Der Weißwein cool moon 2011 aus Grenache gris wird oxydativ ausgebaut und hat daher nussige Aromen. Der rote Enfant sauvage 2011 (Grenache, Carignan, Mourvedre) reift im Betontank: ein frischfruchtiger Wein, der sich sehr angenehm trinkt. Der rote Roi des Lezards (König der Eidechsen) 2011 aus 100 % Carignan von 70 Jahre alten Rebbeständen besticht durch frische, saubere Kirschnoten und gut eingebundene Tannine.
Nach dem interessanten morgendlichen Besuch gehen mit dem Versprechen auseinander, uns bald in Südtirol wiederzusehen.
Inzwischen hat Regen eingesetzt, der uns auf dem Weg nach Banyuls-sur-Mer begleitet. Der Ort ist vor allem für seine höchst interessanten Süßweine bekannt. Für einen Besuch haben wir uns eine der bekanntesten Weingüter ausgesucht, Coume del Mas. Philippe Gard, der Besitzer, nimmt uns in Empfang und klärt uns über die Besonderheiten dieser Weingegend auf. Es handelt sich um alte, saure Schieferböden, auf denen seit eh und je Süßweine gemacht werden. Die kleinen, steilen Parzellen, die von 40.000 km Mauerwerk eingefasst sind, erfordern viel Handarbeit. Begonnen hat Gard im Jahr 1997 mit einer kleinen Parzelle, inzwischen werden von ihm und dem Engländer Andy Koch 13ha, verteilt auf 36 Parzellen, bearbeitet.
Wir erfahren, dass bis 1960 die trocken ausgebauten Weine offiziell gar nicht in den Verkauf kamen. Lediglich die natürlich süßen und die aufgespriteten Weine wurden verkauft. Beim Banyuls wird 5 – 10 % Alkohol beigegeben, um die Fermentation zu stoppen. So verfügen die Weine über bis zu 80 Gramm Restzucker. Das Reglement sieht vor, dass die Alkoholbeigabe bereits vor der Fermentation stattfinden muss.
Bei den trocken ausgebauten Weinen, die wir anschließend verkosten, fällt die ausgeprägte Mineralität und Salzigkeit auf, so beim Folio 2012 aus Grenache gris, der zu einem Drittel im neuen Holz ausgebaut wird und trotzdem frisch wirkt. Der Terrimbo 2011 aus Gernache, Mourvedre und Carignan wächst direkt am Meer. Aromen von Amarenakirsche werden unterstrichen von mineralisch-salzigen Noten. Der Abysses 2011 aus Syrah und Grenache, die gemeinsam vergoren werden, gefällt durch seine Fruchtsüße und seine weichen, gut eingebundenen Tanninen
Von den Süßweinen sprechen uns gleich mehrere sehr an. Der Galateo 2012, ein reinsortiger Grenache, hat ein komplexes Aromenspiel von getrockneten Sultaninen, Erdbeeren und erinnert an einen Recioto. Der Quintessence 2011, ebenfalls aus Grenache, wirkt in der Aromatik vielschichtiger. Sehr interessant ist der Ordage, ein Grenache aus den Jahrgängen 2003 und 2004: betörendes Bukett nach Karamell, Datteln, Feigen, Sultaninen, Honig, im Mund sehr geschmeidig. Der Wein reift 10 Jahre im halbvollen Fass, dadurch reduziert sich die Menge des Weins um die Hälfte, was aber die Komplexität und Konzentration erhöht.
Zum Abschied lässt uns Philippe noch sein „Projekt“ verkosten –12 Jahrgänge eines Grenache, die im großen Fass reifen. Das Fass wird mit jedem Jahrgang aufgefüllt und sollte 2015 voll sein. Durch den hohen Alkoholgehalt bildet sich keine Florhefe. Der Wein erinnert bereits jetzt an einen schönen Port: Nussaromen, getrocknete Früchte, warm und von betörender Länge.
Wir machen uns auf. Die Senke zwischen den Hügeln gibt den Blick aufs nahe Meer frei, die Sonne schafft es heute nicht mehr, durch die Wolkendecke zu brechen.
Auf der nächtlichen Rückfahrt Richtung Südtirol bleibt genügend Zeit zu diskutieren und zu resümieren. Einiges verstehen wir nun besser, wie zum Beispiel die Tatsache, dass es eine auffallend hohe Zahl an Winzern gibt, die biodynamisch arbeiten. Der Respekt für den Boden und die Natur ist das eine, das andere sind die für diese Art des Weinbaus günstigen klimatischen Bedingungen: heiße, trockene Sommer und viel Wind, der die Ausbreitung von Rebkrankheiten verhindert.
Wir hatten wieder einmal das Glück, überzeugte Individualisten kennenzulernen, deren Weine wunderbar das Terroir und den Charakter ihrer Schöpfer widerspiegeln. Es sind vor allem diese persönlichen Begegnungen, die ein tieferes Verständnis für Land und Leute ermöglichen und vor allem auch für die Weine, deren Besonderheiten uns sonst wohl verschlossen geblieben wären.
wg