Im Paradies des deutschen Spätburgunders

Die Weinrunde in Baden

Es tut immer wieder gut, über den Tellerrand hinauszuschauen und damit den eigenen Horizont zu erweitern. Dies kann auf unterschiedliche Art geschehen. Die wohl nachhaltigste Möglichkeit ist, sich auf Reise zu begeben und die Möglichkeit des direkten Kontaktes mit Land und Leuten zu nutzen.

Bereits vor einigen Jahren war die Reise an die Mosel eine Offenbarung für uns (seither sind wir erklärte Riesling-Fans). Dass in Deutschland, genauer in Baden, auch hervorragende, ja große Burgunder erzeugt werden, wussten wir zwar, doch hatten wir bisher nicht die Gelegenheit gehabt, uns davon zu überzeugen.

Baden erstreckt sich in einem ca. 140 km langen KaiserstuhlStreifen von Basel bis nach Baden-Baden. Insgesamt gibt es sieben Weinbauzonen in Baden. Die besten Blauburgunderlagen finden sich in den Bereichen um den Kaiserstuhl, einem 500 m hohen Vulkankegel, der mit angewehtem Löß bedeckt ist, und dem 300 m hohen Tuniberg, der aus Kalkstein besteht. Die Gegend um den Kaiserstuhl gehört zu den wärmsten in ganz Deutschland. So werden im Sommer bis zu 40 Grad gemessen. Die Winzer, die um den Kaiserstuhl und den Tuniberg ihre Reben hegen und pflegen, wollen wir besuchen und uns von der Qualität der Badischen Burgunder ein Bild machen.

Tagebucheintrag vom 24.4.15

Weingut Bernhard Huber – Malterdingen im Breisgau

Wir sind bei einem der Großen der Badischen Winzerszene, wenn nicht DEM Großen. Nachdem Bernhard Huber 2014 plötzlich verstorben ist, führen seine Frau und sein Sohn das Weingut. Die Wände des Verkostungsraumes sind mit Auszeichnungen aus dem Gault Millau austapeziert.

Es werden im Jahr 180.000 Flaschen produziert, auf 30 ha, davon fallen 70 % auf Pinot noir. Die Bedingungen sind ideal, sehr den Bodenverhältnissen der Cotes d’Or ähnlich, nämlich Muschelkalk. Wir werden darüber aufgeklärt, dass im 13. Jahrhundert die Zisterzienser die Pinot-Reben aus dem Burgund mitgebracht haben. Die Rebe sei wie eine empfindliche Ehefrau, erklärt uns Peter Lepold, der Verkaufsleiter der Hubers. Es wird versucht, auch in schlechteren Jahrgängen die Qualität zu halten, dafür wird mehr im Weinberg selektioniert. Doch nicht nur für die Weine bietet die Gegend ein großes Potential, auch für Feinschmecker ist die Gegend ein gelobtes Land, findet sich doch die höchste Konzentration an Sternelokalen hier. Von der gesamten Produktion gehen 20 % nach Japan.

Bei der Verkostung des „einfachen“ 2012er gefällt uns die schöne Himbeerfrucht und die knackige Säure. Der 2012er sei einer der besten Jahrgänge seit Langem.

Der Bienenberg Großes Gewächs 2012 reift 18 Monate im Barrique, die Reben sind zwischen 40 und 65 Jahre alt. In der Nase Noten nach Feuerstein, verbranntem Gummi, Schweiß, er weist eine sehr gute Struktur und sehr feine, elegante Tannine auf.

Der 2012er Sommerhalde Großes Gewächs zeigt sich noch sehr verschlossen, lässt aber einen großen Wein erahnen.

Der Schlossberg Großes Gewächs zeigt rauchige Noten, Räucherspeck, sehr komplexer Wein.

Tagebucheintrag vom 24.4.15

Weingut Reinhold & Cornelia Schneider, Endingen (Kaiserstuhl)

Der Kaiserstuhl besteht aus Vulkangestein. Das Weingut findet sich mitten in Endingen; in der Mitte des Innenhofes steht eine wunderschöne, 120 Jahre alte Eiche. Wir werden vom Sohn Martin empfangen.

Ohne Umschweife gehen wir zur Verkostung der Weine. Der Sohn hat eine trockene, aber nicht unsympathische Art zu erzählen. Zu den Eckdaten: die Schneiders bearbeiten knapp 8 ha mit einem Ertrag von 10.000 Flaschen. Von der Produktion entfällt die Hälfte auf Spätburgunder, die andere Hälfte sind Weiße. Jedes Jahr wird zwischen 15 und 20 % neu gepflanzt.

Wir beginnen mit dem Auxerrois, einer eigenen Rebsorte, die die Hugenotten mitgebracht haben. Der Wein ist sehr gefällig und trinkig.

Die Lese erfolgt bei den Schneiders noch klassisch per Hand, anschließend werden die Trauben im Ganzen gepresst. Alle Burgunder werden im großen Holzfass vergoren. Vor der Füllung liegen die Weine bis zu 2 Monate auf der Hefe.

Hervorzuheben der 2011er Weißburgunder Auslese 2011. Sehr schöner Wein mit knackiger Säure und leichter Restsüße im Abgang sowie der Graue Burgunder Auslese R 2011: Rauchig, Zitrus, im Mund knackige Säure.

Spätburgunder 2011 Diehl: Saftig, rund. Er wächst auf Lößboden, es handelt sich um einen warmen Standort. Spätburgunder Schönenberg 2011: elegant, schön eingebundenes Holz, Erdbeernoten im Trunk.

Die Unterschiede der Böden widerspiegeln sich in den Weinen: Lößboden bringt weichere, etwas breitere Weine hervor, der Vulkanboden sorgt für mehr Mineralität und knackigere Säure.

Übernachtung in der „Krone“ in Gottenheim. Zimmer nett, Frühstück gut, Essen unterschiedlich.

Tagebucheintrag vom 25.4.15

Weingut Dr. Heger, Ihringen

Wir starten unsere Verkostungstour im schmucken Örtchen Ihringen, die Fassaden sind herausgeputzt, das Wetter ist zum Eierlegen.

weinrunde2Da wir um 9 Uhr unangemeldet hereinschneien, ist die sympathische Dame im Verkaufsraum etwas überfordert. Allerdings verspricht sie, uns in einer Stunde zu empfangen. So ist es dann auch. Sie erklärt kompetent und freundlich die Geschichte des Weingutes. Es wurde im Jahr 1935 vom Arzt Dr. Max Heger gegründet. Er betrieb den Weinbau neben seiner Arztpraxis. Seit 1992 führt Joachim Heger, der Enkel von Max, das Weingut. Um die große Nachfrage zu befriedigen, wurde im Jahr 1986 das „Weinhaus Dr. Heger“ ins Leben gerufen. Vertragswinzer liefern Trauben, die dann im Betrieb verarbeitet werden.

Rund 40 ha stehen unter Bearbeitung des Weingutes, davon werden 120.000 Flaschen erzeugt.

Die Gran-Cru-Lagen Ihringer Winklerberg und Achkarrer Schlossberg sind steile Lagen auf Vulkangestein. Hier werden die höchsten Durchschnittstemperaturen von ganz Deutschland gemessen, mitunter kann es bis zu 40 Grad heiß werden. In den Steillagen wird mit Raupen gearbeitet, in den Lagen der Großen Gewächse kommt ganz traditionell ein Pferd zum Einsatz, um den Boden so wenig wie möglich zu belasten. Die Großen Gewächse kommen nach zwei Jahren in den Verkauf. Die Jahrgänge 2011 und 2012 waren sehr gut, der 2013er Jahrgang brachte säurereichere Rote hervor.

Die Verkostung der Weine gestaltet sich herausfordernd: bereits am Morgen so viele Weine zu verkosten ist nicht einfach, zudem sind die Weine viel zu schade, um sie alle zu spucken. Doch anders geht es leider nicht. Wir verkosten die Weine immer im Zweiervergleich.

Beim Vergleich seien hervorzuheben der 2012er Winklerberg gegen den Achkarrer Schlossberg, beides Große Gewächse. Der Winklerberg präsentierte sich schon zugänglich, während der Achkarrer Schlossberg noch sehr verschlossen war – beides sehr interessante Weine.

Dass die Weine Alterungspotential haben, zeigt die Verkostung des 2004er und des 2007er Winklerberg. Der 2007er weist elegante, leicht rauchige Noten auf, sehr elegant und rund, während der 2004er in der Nase zwar leichte Alterungstöne aufweist, sich im Mund aber noch erstaunlich präsent zeigt.

Eine Klasse für sich ist der 2012er „Häusleboden“ Winklerberg: Trinkeleganz von vorne bis hinten, sehr schöne Fruchttiefe, wunderbar feinmaschige, eingebundene Tannine. Er wird im großen Fass vergoren und reift dann im kleinen Fass. Es handelt sich um die höchsten Lagen und alte Reben. Der Genuss hat seinen stolzen Preis: 68 Euro…

Weingut Bercher – Burkheim

weinrunde3Das Weingut liegt im malerischen Örtchen Burkheim mit einem wunderschönen Ortskern. Der Flieder blüht. Hier lässt es sich lauschig unter Bäumen sitzen und sinnieren… Doch der gemütliche Teil kommt später. Martin Bercher empfängt uns im sehr schönen, fast 300 Jahre alten Haus. Wie er uns erklärt, ist seine Familie in 10. Generation hier und bewirtschaftet den Hof. Dazu gehören 24 ha Eigenlagen sowie 11 ha in Pacht. Der Winzer bewirtschaftet das Gut gemeinsam mit seinem Bruder. Der 46jährig ist sehr gesprächig, redet schnell und lacht viel. Er betreibt auch noch einen Cateringservice, bei dem er zu den zubereiteten Gerichten die passenden Weine kredenzt. Er sagt, seine beiden Kinder, 12 und 15, sollen ihre Gaumen schulen, indem sie mit ihm Essen gehen, das wäre manchmal besser als in die Schule gehen…

Auch zum Klimawandel hat Martin etwas zu sagen: „Wir müssen vorbereitet sein auf die allgemeine Erwärmung. Deshalb bauen wir seit den 90er-Jahren Merlot und auch Cabernet an.

Die Bercher-Weine zeichnen sich durch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aus. So ist der Weißburgunder Burkheimer 2014 Ortswein ansprechend, mit dezenten Zitrusnoten und schöner Säure. Der Weißburgunder Feuerberg Haslen Großes Gewächs 2013 hat Fülle, Frucht und Eleganz, ebenso der Grauburgunder aus derselben Lage, der dazu noch geschmeidig buttrig-schmalzig wirkt. Chardonnay Spätlese 2013: der Wein hat einen schönen Zug, es handelt sich um eine Lagencuvee, die Böden sind Löss und vulkanischen Ursprungs. Dieser Wein sollte laut Martin hervorragend zu exotischen Gerichten passen.

Interessant auch der Blanc de Noir, bei dem der Saft des Spätburgunders Feuerberg 2011er abgezogen wurde. Auch hier, meint Martin, würde ein Curry perfekt passen.

Er unterstreicht, dass sie nicht einen französischen oder internationalen Spätburgunder machen, sondern einen Badischen.

weinrunde4Spätburgunder Burkheimer Feuerberg Großes Gewächs 2012: Komplexe Nase, sehr schöner Wein (Kommentar von Martin: Wir bleiben mehr auf der fruchtigen Seite, anders als z. B. Huber, der eher französische Stilistik macht oder Schneider, dessen Weine gerbstoffbetonter sind.“)

Zum Abschluss führt uns Martin noch in den Keller. Das freitragende Gewölbe sei einzigartig hier in der Gegend, sagt er. Zum Abschied gibt es noch das obligate Gruppenfoto mit dem sympathischen Winzer.

Weingut Salwey – Oberrotweil

Das Wunderbare bei den Badischen Weingütern ist, dass man auch ohne Voranmeldung hereinschneien kann. Die Türen sind sozusagen immer offen, der Verkauf ab Hof hier in dieser Gegend normal.

So besuchen wir auch das Weingut Salwey, wo uns Karin Bolz, die Schwester des 2011 verstorbenen Seniorchefs und Tante des jetzigen Chefs Konrad, die Weine kredenzt und wortreich beschreibt und erzählt. Durch das besondere Klima in der Oberrheintalebene ergäben sich hier meist gute Jahrgänge, erfahren wir. Der Kaiserstuhl sei die Region mit der höchsten Sonnenscheindauer in Deutschland, auch sei die Niederschlagsverteilung ideal. Die besonderen Böden aus Löß und verwittertem, wärmespeicherndem Vulkangestein gäben den Weinen eine schöne Mineralität. Spätburgunder Reserve Salwey 2012: Himbeerfrucht, leichter Bitterton, aber schön zu trinken, Spätburgunder Kirchberg Großes Gewächs 2012: komplexer Wein mit großem Entwicklungspotential.

Während wir verkosten und fachsimpeln, schaut der Chef kurz vorbei, ein smarter junger Mann, und hebt lobend hervor, dass er bei seinem Besuch in Südtirol herzlich aufgenommen wurde. Wie könnte es auch anders sein…

Tagebucheintrag vom 26.4.

Noch kurz bei Schneider in Endingen vorbeigeschaut, um den bestellten Wein abzuholen. Die Ladekapazität der Kofferräume ist langsam erschöpft. Das Ehepaar begrüßt uns freundlich, es reicht aber nur für einen kurzen Smalltalk, wir müssen weiter. Wir wollen den Rhein überqueren und einen Abstecher ins Elsass machen.

Nachdem wir die natürliche Grenze überquert haben, fällt einerseits die französische Straßenbeschilderung auf, andererseits sind die Namen der Dörfer, durch die wir fahren, deutsch. Und sie erinnern sehr an deutsche Ortschaften mit ihren schmucken Fachwerkhäuschen. Sind wir nun in Frankreich oder in Deutschland? Vermutlich haben die Menschen hier damit zu leben gelernt, dass sie einerseits zu Frankreich gehören, andererseits deutsche Wurzeln haben. Hier wird auch noch (zumindest von den älteren Bewohnern) ein Dialekt gesprochen, der sich aus dem Alemannischen herleitet. Die Dörfer, durch die wir kommen, haben sich einen Charme erhalten, der kaum noch zu finden ist. Hier wirkt nichts disneylandtouristisch herausgeputzt und aufgemöbelt.

Der Gebirgszug der Vogesen schirmt die Weinberge vor zu viel Regen ab, und die Spitzenlagen zwischen Bergheim und Gueberschwihr werden am besten geschützt, da dort die Berge am höchsten sind. Unser Ziel ist Bergheim, wir wollen zu einem der Großen im Elsass, zu

Domaine Marcel Deiss – Bergheim

weinrunde5Wir sind nicht die einzigen Gäste (was bei so einem bekannten Namen nicht anders zu erwarten war), so dass der perfekt italienisch sprechende Mitarbeiter immer wieder von einem Tisch zum anderen springen muss. Er erklärt uns, dass Marcel Deiss ein großer Verfechter des Terroir-Gedankens ist. Die Beschaffenheit und der Charakter des Bodens müssten sich im Wein widerspiegeln. Zudem setzt er konsequent auf biodynamischen Weinbau.

Wir verkosten die verschiedenen Qualitäten, angefangen von der Cuvee Berkem 2012, die alle Rebsorten des Elsass ausdrücken soll. Die Honignoten in der Nase finden sich im Gaumen mit einer schönen Süße wieder. Die Cuvee Engelgarten2012 hat Anklänge an Rosinen, Honig und am Gaumen eine schöne Mineralität. Der Lagenwein Grasberg 2010 zeichnet sich durch große Komplexität und schöne Mineralität aus. Die Gran Cru Schoenenbourg 2010 wird aus 100 Jahre alten Reben erzeugt. Er hat Zitrusnoten in der Nase, ein wunderbares Süße-Säurespiel und große Fülle.

Liegt es an der zwar durchaus professionellen, aber etwas unpersönlichen „Abwicklung“ der Verkostung, die auch geprägt ist von relativ langen Wartezeiten auf den Angestellten oder auch an der eigenen Stilistik der Weine, die sich uns nicht unmittelbar erschließen? Wir gehen mit gemischten Gefühlen und etwas unsortierten Eindrücken weg.

Nun brauchen wir eine Stärkung. Es bietet sich die Wistub du Sommelier in Berkheim an. Das sehr schöne, alte Lokal ist hübsch eingerichtet, die Chefin empfiehlt kompetent und mit etwas lauter Stimme Weine aus der Gegend. Die Weinkarte zeichnet sich durch Etiketten lokaler Produzenten aus, bekanntere wie auch kleine, unbekanntere Produzenten. Das Essen überzeugt nicht alle, dafür schmeckt uns der Pinot Noir „F“ 2012 des jungen Winzers Florian Beck-Hartweg so gut, dass wir beschließen, ihm einen Besuch abzustatten.

Domaine Florian Beck-Hartweg – Dornbach La Ville

weinrunde6Die Eltern von Florian empfangen uns freundlich im Innenhof des über 200 Jahre alten Hauses. Alles ist sehr einfach, hier würde der Begriff WeinBAUERN im besten Wortsinn zutreffen. Die Familie produziert auf 6 ha ca. 25.000 Flaschen nach biologischen Grundsätzen. Hier wird noch alles von Hand gemacht, der Ertrag wird niedrig gehalten. Auch hier hatte man im letzten Jahr Probleme mit der Kirschessigfliege. Die Rotweine werden nur in alten Fässern vinifiziert, um die Tannine und die Frucht der Trauben zu behalten. Wie uns die Mutter im elsässischen Dialekt erklärt, ist die Gran-Cru-Einzellage nach dem nahegelegenen Frankstein benannt, einer Graniterhebung. Der Vater scherzt, dass der Sohn über zwei sehr kostengünstige Mitarbeiter verfüge, nämlich die Eltern. Beide sind überzeugt von dieser Art des Weinerzeugens, für sie scheint es der einzig richtige Weg zu sein. Es gilt, mit Respekt gegenüber dem Boden, den Trauben und den Menschen, die ihre Weine genießen wollen, zu arbeiten und zu wirtschaften.

strassbourgDer Pinot Noir Cuvee Prestige 2013, den wir verkosten, wächst zwar in den Gran-Cru-Lagen, darf aber nicht als solcher klassifiziert werden, weil diese Rebsorte nicht in die Appellationsbestimmungen fällt. Der Wein hat schöne Frucht und präsente Tannine. Sehr interessant der Pinot Gris Gran Cru Frankstein 2012 mit florealen Noten und im Gaumen schöne Frucht und Anklänge an Mandel, hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis! Der Gewurztraminer Vendange Tardive 2008 duftet nach Rosen, im Mund sehr sauber mit eleganter Süße. Überraschend gut auch der Gewurztraminer Selection de Grains Nobles 2007: Intensive Noten nach getrockneten Früchten (Marille, Sultanine), im Gaumen elegant mit schöner Mineralität.

Unsere Fahrt geht weiter nach Strassburg, wo wir im hervorragenden Restaurant et Boudoir 1741 für den Abend einen Tisch reserviert hatten. Das Essen war ein Genuss, der Service sehr professionell und freundlich.

Tagebucheintrag vom 27.4.

Weingut Dujn, Bühl

Vor unserer Heimfahrt wollen wir nochmals Jacob Duijn (gesprochen Doin) in Bühl einen Besuch abstatten, bei dem wir bereits bei unserer Ankunft vorbeigeschaut hatten. Wir treffen den ambitionierten Holländer und seine bosnische Frau in ihrer gut sortierten Vinothek im Industriegebiet von Brühl. Der Verkostungsraum ist recht gemütlich, hier wurde mit wenig Aufwand etwas Ansprechendes gemacht. Mit seiner holländischen Offenheit empfängt er uns. Er war Sommelier (u. a. bei Witzigmann), dann auch Weineinkäufer bei der Bremer Importfirma Segnitz. Hier in Bühl hat sein Traum vom eigenen Weingut Gestalt angenommen, als er im Jahr 1994 seinen ersten Weinberg kaufte. Inzwischen verfügt er über Spitzenlagen wie dem Bühlertaler Engelsfelsen oder dem Altschweier Sternenberg.

Seine Passion gilt dem Spätburgunder. Der Autodidakt produziert auf 6,5 ha pro Jahr an die 20.000 Flaschen. Es sei es nicht einfach Fuß zu fassen, erzählt er, vor allem, wenn man einen etwas anderen Weg einschlägt wie er. So setzt er auf Spontanvergärung, konsequent biologischen Weinbau ohne Chaptalisierung und vertraut dabei ausschließlich auf die Kraft der Natur. Er sei kein Grüner, sagt er, aber es sei unsere Verpflichtung, auf die Natur zu achten und mit den Gesetzen der Natur zu arbeiten.

Er sagt, er lasse den Wein kommen wie er kommt. Wenn man dem Lauf der Natur folgt, können auch kleinere Jahrgänge herauskommen, denn man könne eben nicht jedes Jahr einen großen Wein machen. Diese kleineren Jahrgänge seien beim Pinot „sexy“, meint Dujn.

Viele denken, Pinot müsse jung getrunken werden, Jacob Dujin ist aber überzeugt, dass seine Weine im Alter erst richtig interessant werden. Er sagt er trinke jeden Tag einen Pinot von anderen Erzeugern weltweit. Mit der Vinothek habe er die Welt hier!

Gelernt hat er sein Handwerk u. a. bei Bernhard Huber, der bei einer Verkostung seiner Weine gesagt haben soll: „Der Wein hat einen Fehler, einen großen Fehler – er liegt im falschen Keller!“ So viel zur Bewertung seiner Weine durch einen Pionier des Badischen Pinot…

Auch wir können uns bei der Verkostung von der Qualität seiner Weine überzeugen:

Der Pinot noir „SD“ 2006 verfügt über große Eleganz, schöne Fruchttiefe und großes Potential; der Pinot noir „SD“ 2004, ein etwas schwieriger Jahrgang, hat eine markante Säure und wirkt im Gaumen noch etwas sperrig; Pinot noir „SD“ 2002 aus der Magnumflasche ist sehr elegant, würzig, mit großer Fülle und schönen, dezent rauchigen Noten.weinrunde8

Und so treten wir auch diesmal die Heimfahrt mit vielen interessanten Eindrücken, neuen Erkenntnissen, Erinnerungen an nette Begegnungen mit freundlichen, offenen Menschen und nicht zuletzt prall gefüllten Kofferräumen an.

wg